Kolibri Seminare | Lexikon über Qigong und Taijiquan

Qigong (chin. Qi – Lebensenergie, Gong – Übung, Fähigkeit, zusammen also: Übung mit der Lebensenergie) ist ein komplexes System von Übungen, die der Kontrolle des Qi dienen und dazu beitragen, die Lebenskraft zu stärken.

Qigong wird in China als Sammelbegriff für verschiedene Übungen benutzt, die alle dieses Ziel verfolgen. Es wird unterschieden in stilles Qigong (Nei Gong) und Qigong in Bewegung, das wiederum in hartes (meist von Übenden der Kampfkünste praktiziertes) und weiches Qigong unterteilt wird.

Basis aller Qigong-Übungen ist eine Kombination von Atem- und Körperübungen und Meditation. Medizinisches Qigong ist wichtiger Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin. Erste historische Belege für Qigong finden sich schon in Ausgrabungsfunden, die mehr als zweitausend Jahre alt sind.
Daoyin tu - chart for leading and guiding people in exercise Wellcome L0036007

Das „Daoyintu“, Seidenmalerei aus den Gräbern von Mawangdui
[CC BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0)], via Wikimedia Commons]
 

Vereinfacht dargestellt, können beim Qigong folgende Richtungen unterschieden werden:

1. nach äußerlichen Erscheinungsbildern:

liegende Übungen, sitzende Übungen, stehende Übungen mit / ohne Bewegungen, Geh-Übungen

2. nach den angewandten Methoden:

Entspannungsübungen, Meditationen mit unterschiedlichen Techniken, Atemübungen, konzentrative Übungen, Imaginationen, kraftbetonte Übungen, z.B. zur Stärkung der Muskeln

Trotz der Vielfalt der unterschiedlichen Arten und Methoden des Qigong gibt es zahlreiche gemeinsame Merkmale:

  • bewußte Ausführung
  • exakte Selbstbeobachtung
  • nüchterne Beurteilung der eigenen Fähigkeiten
  • ökonomische Arbeitsweise

Taijiquan (chin. Tai Ji – Höchstes, Letztes, Quan – Faust) ist eine alte chinesische Kampfkunst. Entstanden aus den Selbstverteidigungsformen der „Nei jia“ (Innere Schule) wurde das Taijiquan von jeher auch wegen seiner günstigen gesundheitlichen Wirkung ausgeübt.

Der Begriff „Tai Ji“ entstammt der daoistischen Philosophie und wird meist mit „das höchste Letzte“ übersetzt. Dies bezeichnet das oberste Prinzip, die undifferenzierte Einheit vor der Entstehung der durch Yin und Yang symbolisierten Zweiheit.

Andere Schreibweisen für Taijiquan, die jedoch das gleiche (nämlich die Kampfkunst) bezeichnen sollen, sind Tai Chi Chuan oder verkürzt Taiji bzw. Tai Chi. Wobei, wie wir nun wissen, diese im allgemeinen Sprachgebrauch verwendeten Verkürzungen begrifflich eigentlich falsch sind. Sei’s drum, die Daoisten werden uns diese leider längst etablierte linguistische Fehlleistung sicherlich verzeihen.

Im Laufe der Jahrhunderte haben sich unterschiedliche Taiji-Stile entwickelt. Diese waren zunächst reine Familienstile und wurden erst innerhalb der letzten hundert Jahre öffentlich bekannt.

Nach dem Taijiquan der Drachentorschule gilt der Chen-Stil als das älteste der überlieferten Taijiquan Systeme. Darüber hinaus gibt es (der langen Geschichte und Größe Chinas wegen) den Yang-, Sun- und Wu-Stil und weitere, weniger bekannte Familienstile. In den fünfziger Jahren wurde als Ableitung aus dem Yang-Stil die „Peking-Form“ entwickelt, die weniger kompliziert und daher leichter zu erlernen ist. Mit dieser Form konnte sich das Taijiquan rasch auf der ganzen Welt verbreiten.

Innerhalb des Taijiquan werden Bewegungen in einer festgelegten Abfolge, der sogenannten „Form“, fließend ausgeführt. Zusätzlich zu den Handformen gibt es in jedem Stil zahlreiche Waffenformen (z.B. Schwert, Säbel, Hellebarde, Stock, Fächer). Die Bewegungen sind stets weich, rund, spiralförmig und spiegeln eine innere Ruhe und Gelassenheit wider. Keine Bewegung wird isoliert ausgeführt, vielmehr soll die Bewegung den ganzen Körper erfassen und vom Körpermittelpunkt, dem Unterbauch, gesteuert werden.

Die wesentlichen Elemente der traditionellen Taijiquan Übungspraxis waren das erlernen und vertiefen von Formen, Partner- und Sensibilisierungsübungen wie z.B. TuiShou und die praktische Anwendungen der erlernten Techniken.

Die TCM selbst ist in einem komplexen philosophischen System verwurzelt, und ihr Erklärungsmodell von Ursache und Entstehung einer Erkrankung steht in einem oft gänzlich anderen Zusammenhang als in der westlichen Medizin. Am Beginn der Auseinandersetzung mit TCM muß also stehen, diese Zusammenhänge zu erfassen.

Kennzeichnend für die Traditionelle Chinesische Medizin ist ihre ganzheitliche und auf den einzelnen Menschen gerichtete Sichtweise. Kein Organ oder Körperteil steht für sich allein und kann folglich auch nicht isoliert behandelt werden.

Krankheit wird verstanden als ein „Disharmoniemuster“, in das nicht nur die jeweiligen Krankheitssymptome, sondern alle physiologischen und psychologischen Merkmale des Individuums einfließen. So erkrankt ein Mensch nicht allein dadurch, daß der Körper z. B. von einem Virus befallen wurde, sondern durch das Vorhandensein einer bestimmten Disposition in seinem Organismus, die die Entstehung und die Weiterentwicklung einer Krankheit begünstigt. In der TCM spricht man von einer Störung des energetischen bzw. Yin-Yang-Gleichgewichts. Ziel der Behandlung ist es daher, dieses Fließ-Gleichgewicht im Sinne einer ganzheitlichen Harmonie wiederherzustellen.

Die fünf wesentlichsten Therapieformen der TCM sind:

  • Arzneimittelheilkunde
  • Akupunktur
  • Tuina
  • Qigong
  • Diätetik

„Tuina“ (von Chinesisch: Tui = schieben und Na = greifen) oder „Anmo“ (An = drücken und Mo = reiben) ist die traditionelle chinesische Massage.

Im Westen wurde diese Therapieform zunächst unter der Bezeichnung „Akupressur“ bekannt, wobei letztere allerdings nur einen Teil der in der Tuina enthaltenen Massagetechniken nutzt. Während die Akupressur in Anlehnung an die Akupunktur mit kleinflächigem Fingerdruck arbeitet, ist das Behandlungsspektrum der Tuina-Massage sehr viel breiter gefächert: Gewebe und Organe werden sowohl lokal (Punktmassage) als auch über die entsprechenden Meridiane (Leitbahnen) behandelt (Meridianmassage).

Neben Techniken, bei denen punktuell starker Druck ausgeübt wird, kommen auch knetende, greifende, streichende und klopfende Verfahren zur Anwendung sowie großflächige Behandlungen verschiedener Körperregionen. Darüber hinaus werden auch einfache chiropraktische Griffe zur Mobilisierung der Gelenke angewendet. Generell unterscheidet man zwischen aufbauenden Techniken (Tonisierung) und ausleitenden, verteilenden Behandlungen (Sedierung).

Die Tuina-Massage ist eine der ältesten Therapieformen der chinesischen Medizin, älter noch als die Akupunktur. Sie wurde bereits im Klassiker der inneren Medizin, dem „Huang Di Nei Jing“ („Innere Heilkunde des Gelben Kaisers“, ca. 230 v. Chr.) beschrieben und ist auch heute noch grundlegender Bestandteil der ärztlichen Ausbildung in China.

Jede Beschäftigung mit der Tuina-Massage setzt ein Verständnis der Grundsätze der Traditionellen Chinesischen Medizin voraus.

einsyi
zweier
dreisan
viersi
fünfwu
sechsliu
siebenqi
achtba
neunjiu
zehnshi

Hier finden Sie ein vergnüglich gestaltetes Video über die Stolpersteine der chinesischen Zahlenwelt. Für China Reisende durchaus beachtenswert: 😉

A | B | C | D | E | F | G | H | J | K | L | M | N | P | Q | S | T | X | Y | Z
A
anstoßen / schieben

B
baacht
ba gua zhang“Acht Trigramme Hand”, eine innere Kampfkunst, in der die acht Trigramme des Yijing durch Bewegungen symbolisiert werden
ban ma bu / xiao ma buhalbe Reiterstellung (mit höherem Stand)
bei / bei buRücken
bi ziNase
bu faStände / Schritt

C
caientwurzeln
ci(gerade) stechen

D
da lü“Das große Ziehen”, Taijiquan-Partnerübung / eine Sonderform von Tuishou
dan jian(einfaches) Schwert
daoSäbel
dianantippendes stechen
dingzentriertes Gleichgewicht
du li buStand auf einem Bein

E
erzwei

F
fang songlocker, entspannt
fang xiangRichtung
fu / fu bu / du ziBauch

G
ganLangstock
gong fuFähigkeit, Können, wird oft als Oberbegriff für Kampfkunst gebraucht
gong jian bu / gong buSchütze-Stellung (wie Ausfallschritt, mehr Gewicht vorne)
gou shouHakenhand
guaaufhängen

H
he jiaogeschlossene Füße
hou / hou mianhinten
hualänglich schneiden/ritzen

J
jidrücken
jianSchwert
jian / jian bangSchulter
jiaoFuß
jiao genFerse
jiao jianFußspitze
jiedurchschneiden / teilen
jinnach vorne gehen
jing xiangNacken
jiuneun
ji zhuiWirbelsäule

K
kai shianfangen
kaoSchulterstoß
kuan / kuan guan jieHüfte
kuaischnell

L
laziehen
langegenhalten
lianGesicht
liaoheben
liespalten
liusechs
ziehen

M
mawegwischen
ma buReiterstellung (Gewichtsverteilung auf beiden Beinen gleich)
man / man man lailangsam / sachte
ming tian jianBis Morgen
mu zhiDaumen

N
ni haoGuten Tag

P
pengabwehren
piherunter schlagen / schneiden
pu tui bu / pu buTiefe Stellung (ein Bein gehockt, das andere zur Seite gestreckt) / Hock-Stellung

Q
qisieben
qian / qian mianvorne
qi gongArbeit mit dem Qi
qing wenIch habe eine Frage
quanFaust

S
sandrei
san da/san shou“sich lösende Hände”, Freikampf
san qi buDrei-sieben-Stellung
saofegen, horizontal schneiden
shanFächer
shizehn
shi san shidreizehn Grundtechniken
shouHand
shou piArm
shou zhiFinger
shuang daoDoppelsäbel
shuang jianDoppelschwert
shuang shanDoppelfächer
sivier

T
tai ji daoSäbelform der Taiji-Schule
tai ji jianSchwertform der Taiji-Schule
tai ji quanFaustform der Taiji-Schule
tiaohochschnellen
ti zhongGewicht
touKopf
tuiBein
tui / tui bunach hinten gehen
tui shou“schiebende Hände”, Pushhands, Partnerform

W
wan / shou wanHandgelenk
wufünf
wushuKampfkunst

X
xi/xi guan jieKnie
xia baKinn
xia ge dong zuoletzte Bewegung
xiang… In welche Richtung zeigt…?
xieschräg / diagonal
xie xieDanke
xing yi quaninnere Kampfkunst
xiong/xiong bu/xiong tangBrust
xu buleerer Stand (vorderes Bein unbelastet)

Y
yan/yan jingAuge
yao/yao buKreuz
yao qiuverlagern
yieins
yi dian dianein bißchen
yourechts
you pannach rechts schauen

Z
zai jianAuf Wiedersehen
zhangoffene Hand
zhi li / li zhengaufrechter, natürlicher Stand
zhong / zhong jianMitte
zhong xinGewicht
zhou / zhou guan jieEllenbogen
zhouEllenbogenstoß
zui hou de dong zuoletzte Bewegung
zuolinks
zuo buSitzstellung
zuo gunach links schauen
A | B | D | E | F | G | H | I | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | V | Z
A
achtba
“Acht Trigramme Hand”, eine innere Kampfkunst, in der die acht Trigramme des Yijing durch Bewegungen symbolisiert werdenba gua zhang
anfangenkai shi
antippendes stechendian
Armshou pi
Auf Wiedersehenzai jian
aufhängengua
aufrechter, natürlicher Standzhi li/li zheng
Augeyan/yan jing

B
Bauchfu / fu bu / du zi
Beintui
Bis Morgenming tian jian
Brustxiong / xiong bu / xiong tang

D
“Das große Ziehen”, Taijiquan-Partnerübung / eine Sonderform von Tuishouda lü
Daumenmu zhi
Doppelfächershuang shan
Doppelsäbelshuang dao
fegen / horizontal schneidensao
dreisan
Drei-sieben-Stellungsan qi bu
dreizehn Grundtechnikenshi san shi
drücken / schubsenji
durchschneiden / teilenjie

E
ein bißchenyi dian dian
einsyi
Ellenbogenzhou / zhou guan jie
Ellenbogenstoßzhou
entspannt, lockerfang song
entwurzelncai

F
Fächershan
Faustquan
Faustform der inneren Kampfkunsttai ji quan
Fersejiao gen
Fingershou zhi
freier Kampf, “sich lösende Hände”san da / san shou
fünfwu
Fußjiao
Fußspitzejiao jian

G
gegenhaltenlan
gerade stechenci
geschlossene Füßehe jiao
Gesichtlian
Gewichtti zhong / zhong xin
Guten Tagni hao

H
Hakenhandgou shou
Handshou
Handgelenkwan / shou wan
hebenliao
herunter schlagen / schneidenpi
hintenhou / hou mian
hochschnellentiao
Hüftekuan / kuan guan jie

I
Ich habe eine Frageqing wen
in welche Richtung zeigt …?xiang …

K
Kampfkunstwu shu
Kinnxia ba
Kniexi / xi guan jie
Kopftou

L
länglich schneiden / ritzenhua
langsam / sachteman / man man lai
Langstockgan
Langstockform der Taiji-Schuletai ji gan
Leerer Stand (vorderes Bein unbelastet)xu bu
Lenden-Kreuzyao / yao bu
letzte Bewegungzui hou de dong zuo
linkszuo
locker, entspanntfang song

M
Mittezhong / zhong jian

N
nach hinten gehentui
nach links schauenzuo gu
nach rechts schauenyou pan
nach vorne gehenjin
Nackenjing xiang
Nasebi zi
neunjiu

O
offene Handzhang

P
pushhandstuishou

Q
“Arbeit mit der Lebensenergie” / konzentrative Körperübungen
Qi = Energie, Dunst, Gong = Arbeit
qigong

R
rechtsyou
Reiterstellung (Gewichtsverteilung auf beiden Beinen gleich)ma bu
Richtungfang xiang
Rückenbei / bei bu

S
Säbeldao
Säbelform der Taiji-Schuletai ji dao
“schiebende Hände”, Pushhands, Partnerübung des Taijiquantui shou
schnellkuai
schräg / diagonalxie
Schulterjian / jian bang
Schulterstoßkao
Schütze-Stellung (wie Ausfallschritt, mehr Gewicht vorne)gong jian bu / gong bu
Schwert (einfaches)dan jian
Schwertjian
Schwertform der inneren Kampfkunsttai ji jian
sechsliu
“sich lösende Hände”, freier Kampfsan da / san shou
siebenqi
Sitzstellungzuo bu
spaltenlie
Stand / Schrittbu fa
Stand auf einem Beindu li bu
stechen (gerade)ci
Stockgun
stoßen / schiebenan

T
Tiefe Stellung (ein Bein gehockt, das andere zur Seite gestreckt) / Hocker-Stellungpu tui bu / pu bu

V
verlagernyao qiu
viersi
vorneqian / qian mian

W
wegwischenma
Wirbelsäuleji zhui

Z
zehnshi
zentriertes Gleichgewichtding
ziehen
ziehenla
zweier
pengabwehren (mit hebender Kraft)
ziehen
jidrücken / schubsen
anstoßen / schieben
caientwurzeln
liespalten
zhouEllenbogenstoß
kaoSchulterstoß
jinnach vorne gehen
tuinach hinten gehen
zuo gunach links schauen
you pannach rechts schauen
dingzentriertes Gleichgewicht


 

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